IN MY SHOES

Mit gerade mal 23 Jahren gehört Ana Kohler zu den erfolgreichsten TikToker der Schweiz. Und das trotz – oder gerade wegen – ihrer Musikkarriere, die sie nach Deutschland geführt hat. 

Ana, du lebst schon länger in Köln, aber deinem Dialekt nach steckt da noch ein bisschen Bern drin. Wo und wie bist du aufgewachsen? 

Ich bin in Portugal aufgewachsen und habe dort den Kindergarten und die erste Klasse besucht. Weil es jedoch für uns in Portugal aber finanziell sehr schwierig war, sind wir als Familie in die Schweiz gezogen. Da mein Papa Schweizer ist, haben wir uns auch sehr schnell gut eingelebt und im jungen Alter war die Umstellung noch nicht so dramatisch. Ich bin froh, dass unsere Eltern den Mut hatten, sich so zu entscheiden, obwohl Portugal eines der schönsten Länder der Welt ist. Das Schulsystem in der Schweiz ist sehr gut und auch das war ein unglaublicher Mehrwert für mich und meine Geschwister. 

Du hast 2014 damit angefangen, deine Musik im Web zu teilen. Erinnerst du dich noch an deinen ersten Upload?  

Ich erinnere mich noch ganz genau. Für mich war es immer selbstverständlich, dass ich irgendwann damit anfangen werde. Ich habe nur darauf gewartet, bis meine Eltern mir gesagt haben, dass sie damit einverstanden sind. Angefangen habe ich auf der Plattform YouNow, damals eine Livestream Plattform, die für mich am interessantesten war. Ich konnte jeden Tag live gehen, singen und Menschen unterhalten, die mich und mein Leben gerne verfolgt haben. Das erste Mal war auch ziemlich cool. Ich war sehr nervös, habe mich aber auch sehr gefreut, endlich damit anfangen zu dürfen.  

Wie haben deine Freunde reagiert, als sie deinen wachsenden Erfolg mitbekommen haben? 

Ich habe zwar immer wieder Kommentare dazu bekommen von meinen Mitschülern usw., trotzdem habe ich mich nie davon beirren lassen oder aufgehört, meinen Traum zu leben. Ich bin ein sehr sensibler Mensch und ich bin sehr stolz auf mich selbst, dass ich damals weiter gemacht habe, obwohl so viele negativ darüber geredet haben. Daher kann ich es nur jedem ans Herz legen, dasselbe zu tun. Man kann es NIEMALS jedem recht machen. Gerade etwas, was für die Menschen neu und nicht nachvollziehbar ist, wird immer negative Kommentare mit sich ziehen. Ein Job, der nicht der Norm entspricht, ist für viele kein richtiger Job. Am Anfang wird man abschätzig behandelt, aber wenn es funktioniert, dreht sich auf einmal der Wind. Solange es dein Traum ist und du wirklich daran glaubst … GO FOR IT. 

Gehst du oft nach Hause zu deiner Familie? Ist deine Family auch musikalisch? 

Ja ich bin momentan eigentlich häufiger zuhause in der Schweiz als woanders! Ich liebe es und es ist immer noch sehr schwer für mich, mich von meiner Familie zu verabschieden. Gerade meine Familie ist der Ursprung meiner musikalischen Ader. Jeder bei uns in der Familie ist musikalisch. Mein Papa spielt so viele Instrumente, ich kann sie kaum alle aufzählen. Meine Mama ist eine unglaubliche Sängerin und das gleiche gilt für meine Geschwister. 

Du hast vier Geschwister und 5 Halbgeschwister. Was ist dein bester «Big Sister Skill»? 

Geduld. Bei so einer grossen Familie ist das ganz wichtig. Jede/r hat andere Schwächen und Stärken. Ich bin sehr froh, dass meine Geschwister meine besten Freunde sind. Ich wüsste ohne sie gar nicht wohin mit mir! Wir haben zusammen schon viel durchgemacht und für nichts in der Welt würde ich sie hergeben. 

Wie geht deine Family mit deinem Social Media-Fame um? Sind deine Geschwister auch auf Instagram und TikTok unterwegs? 

Meine Familie steht hinter mir egal was ist oder kommt. Da kann ich mich echt glücklich schätzen. Tatsächlich ist ausser mir keiner von ihnen wirklich aktiv. Ich merke, dass meine ganz kleine Schwester, die jetzt 11 ist, langsam ein Interesse daran entwickelt. Sie liebt es, genauso wie ich, vor der Kamera zu stehen und Menschen zu unterhalten.  

Du hast 2020 deine erste Single «Loud» veröffentlicht, diesen Sommer folgte «Under Your Control». Was war dir bei dem neuen Song wichtig? 

Ich wollte eine etwas andere Richtung einschlagen und sehr viel Power und Stärke in meine Musik reinstecken. Man entwickelt sich sehr schnell im Musikbusiness und was Neues auszuprobieren, ist immer super wertvoll. Der Song ist im Lockdown in einer Zoom Session entstanden, was alles noch viel verrückter macht. Ich bin sehr froh darüber, dass er jetzt draussen ist und alle ihn hören können.  

Dein Style – und dein Look – haben sich in den letzten Jahren ziemlich verändert. Ist das nur die Ana, die wir öffentlich sehen, oder ist das auch privat so? 

Ich bin privat immer noch die gleiche Ana wie vor sieben Jahren, nur mit mehr Erfahrung und Selbstbewusstsein. Aber die Ana, die Musik macht… da lebe ich mich anders aus als privat. Man kann beides absolut nicht vergleichen, aber ich brauche beides. Ich lebe dafür! 

Ein weiteres musikalisches Highlight 2021 war deine Collab mit Alex Christensen und der Berlin Orchestra mit einer Coverversion von «Never Ending Story». Hat dir die Zusammenarbeit Spass gemacht? 

Es war der Wahnsinn. Der Song gibt mir immer noch sehr viele Disney Vibes und ich muss sagen… ich LIEBE Disney. Für mich war diese Zusammenarbeit eine Ehre und ich bin sehr glücklich über das Resultat. Es hat mir unglaublich viel Spass gemacht. 

Auf TikTok hast du über 1.2 Millionen Follower, auf Instagram fast 450k. Spürt man da einen Druck, ständig neuen Content zu produzieren? 

Mir macht alles sehr viel Spass. Es ist ja kein Muss – ich kann mich ja jederzeit immer noch entscheiden, damit aufzuhören – aber es gehört zu meinem Leben und ich bin dankbar für diese Community. Ich lebe mich auf Social Media sehr gerne aus und es wird nie langweilig. TikTok macht mir besonders Spass, da kann ich unendlich lange scrollen! 

Du teilst auch regelmässig Clips und Bilder von und mit deinem Freund Luca. Er steht als Model auch ziemlich in der Öffentlichkeit. Wie geht ihr mit eurer Privatsphäre um, wenn ihr zusammen seid?  

Wir haben unsere Beziehung sehr lange privat gehalten und haben uns jetzt dafür entschieden unser Alltag zusammen auch manchmal zu teilen. Für uns gar kein Issue, da wir trotz allem vieles noch privat halten und es auch so gut ist. Ich finde genauso ist es für uns am angenehmsten, aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. 

Wie sieht ein normaler Tag bei dir gerade aus? 

Das Gute an meinem Job ist, dass jeder Tag anders aussieht.  Ein Tag im Studio sieht wie folgt aus: Ich stehe morgens auf, gehe alleine frühstücken und bereite mich mental schon auf die Session vor. Davor sortiere ich ein paar Gedanken, wie: “Über was oder wem will ich heute schreiben? Wo hole ich meine heutige Inspiration her? Um ca. 12 Uhr fängt dann die Session an und meistens ist auch ein Co-Writer/Topliner mit dabei. Wir besprechen uns  Schritt für Schritt und kreieren den ganzen Tag zusammen einen Song, manchmal auch mehrere. Dieser ganze Prozess kann gut auch ein paar Tage, zum Teil aber auch Wochen dauern. Es gibt Ausnahmen, bei denen man einen Song in drei Stunden geschrieben, eingesungen und fertig produziert hat. Doch im Normalfall sind wir abends gegen 19 oder 20 Uhr fertig. Entweder muss ich dann paar Stunden mit der Bahn nach Hause fahren, oder ich bin in einem Hotel oder Airbnb.  

Fehlt einem dann die Homebase manchmal? 

Ich wohne momentan überall und nirgendwo. Ich verbringe nicht viel Zeit an einem bestimmten Ort. Vor allem gerade jetzt, wo das Reisen wieder erlaubt ist, nutze ich die Chance von vielen verschiedenen Orten aus arbeiten zu können, ob Berlin, Köln, bei meiner Familie in der Schweiz, Mailand oder London. Mir ist es sehr wichtig, verschiedene Menschen kennenzulernen und mich immer wieder inspirieren zu lassen. 

Könntest du dir auch vorstellen, wieder ganz in die Schweiz zu ziehen? 

Ich wohne immer noch in der Schweiz. Ich reise immer zwischen der Schweiz und Deutschland hin und her, aktuell könnte ich nicht 100% meiner Zeit in der Schweiz sein. Gerade durch die Musik, kann ich mich in Deutschland viel mehr ausleben. Natürlich liebe ich die Schweiz, es ist so wunderschön hier und es gibt vieles zu entdecken. Luzern gehört auf jeden Fall zu meinen liebsten Städten der Schweiz. 

Und zum Schluss noch eine Fashion-Frage: Was ist dein perfektes Herbst-Outfit, wenn du so ein bisschen «LOOK AT ME!» machen willst? 

Mein Herbstoutfit würde aus süssen weissen Sneakern, passend zu einem Herbstkleid bestehen, was ich auch super mit einem Pulli darüber kombinieren könnte. Wenn ich etwas mehr auffallen möchte, dann sind hohe Pumps immer eine Option! 

Vorheriger Artikel
Nächster Artikel

Eat, love, enjoy: In der Küche mit Zoe Torinesi

cookinesi_zoe_torinesi Über ein Jahr lang hat die Solothurnerin an ihrem ersten Kochbuch gearbeitet – und ist nun, kurz nach Erscheinen, zu gleichen Teilen überglücklich und...

BIG POP

BIG POP gehört zur Store-Family von BIG und fungiert als Zukunftslabor für Fashion-, Interior- und Kunsttrends. Das handverlesene Angebot von Fashion Pieces und Designobjekten...

Nachhaltig chic

strawberriesnchampagnecom Ruhig auch ein bisschen gegen den Strom schwimmen: Die 33-jährige Andrea Steiner zeigt auf ihrem 2015 gegründeten «Strawberries’n’Champagne»-Blog, dass Mode keinesfalls nur aus schnelllebigen...